German Experts in the Development of Forestry in Russia
German Experts in the Development of Forestry in Russia

German Experts in the Development of Forestry in Russia

In 1669, the French King Louis XIV issued a modern forest law. Influenced by the findings and experiences of his trip to France, Hans Carl von Carlowitz (b.1645– d.1714) developed the concept of forest sustainability in his 1713 work “Sylvicultura oeconomica, or household management message and natural instructions for wild tree cultivation”.

In the 18th and 19th centuries, the wood consumption for shipbuilding and industrial development increased in Russia. By decree of Peter I, German foresters Melchior Selger, Johann Valentin Mertsgunmer and Ferdinand Gabriel Fuckel were invited to Russia.

In 1798, Russian Emperor Paul I founded the Forestry Administration, which was later incorporated into the Ministry of Finance. Karl-Ludwig Iwanowitsch Hablitz (b.1752; d.1821) was appointed senior director of the state forests (1803–1811). With his active participation, the first forest charter in the history of Russia was developed.

On May 19, 1803, Emperor Alexander I approved the ordinance on the establishment of the “Practical Forestry School”, drawn up with the participation of Hablitz. Following the example of German “practical schools”, the first forestry schools were opened in Tsarskoye Selo, near Saint Petersburg (1803), and in the city of Kozelsk in the Kaluga governorate (1805). The first heads of this educational institution, which over time was renamed “Practical Forestry Institute”, were Germans: Friedrich-Kasimir von Stein (1803–1811), Christian Friedrich Stephan (1811–1814), Paul Meder (1815–1821), Philipp Franz Breitenbach (1821–1837), Nikolaus von der Wenge Graf Lambsdorff (1837–1843), Egor Schwengelm (1843–1858); later also: Friedrich Christian Postels (1874–1881), Eduard Kern (1899–1905).

The Russian Finance Minister Georg Ludwig Daniel Count Cancrin (years in office: 1823–1844) wrote “Instructions for the management of forestry in mining operations on the Ural ridge according to the rules of forestry science and good management”. This treatise contributed to the sustainable development of Russian forestry.

Other outstanding German foresters and forest scientists of the 19th century who worked in Russia: Johann Heinrich Cotta (b.1763–d.1844), Egor Andreas Peterson (b.1810–d.1888), Alexander Nikolaus Engelhardt (b.1832–d.1893), Johann Schultz (b.1777–d.1862), Karl Türmer b.1824–d.1900) etc.

In the 19th century, the replacement of firewood with fossil fuels was seen as an unconditional advantage for technical progress; their supply, especially coal, was seen at that time as infinite compared to the existing demand for it.

Deutsche Sachkundige bei der Entwicklung der Forstwirtschaft in Russland

„In Petersburg und Moskau, wie in vielen anderen Städten Rußlands, klagt man von Tag zu Tag mehr über Holzmangel. Man bezahlt jetzt den Faden1 mit 12 bis 15 Bankerubeln2, während er noch vor zehn Jahren bloß die Hälfte kostete. Und dennoch war vor nicht langer Zeit Rußland eines der waldreichsten Länder Europas. Da sieht man, wohin es eine schlechte Forstwirtschaft bringt! Gerade der Holzmangel ist übrigens in Rußland ein um so bedeutsameres Übel, weil nächst dem täglichen Brode das Holz das dringendste Bedürfnis der russischen Bevölkerung bildet, die in einem so rauhen Klima wohnt.“

Translation from German

“In Petersburg and Moscow, as in many other cities in Russia, people complain every day more and more about the lack of wood. One now has to pay 12 to 15 bank rubles2 for the faden1, whereas ten years ago it only cost half as much. And yet not long ago Russia was one of the most forested countries in Europe. One can see where bad forest management can lead!
Especially the lack of wood is after all more significant evil in Russia because, next to daily bread, wood is the most urgent need of the Russian population, which lives in such a harsh climate.”

Inhaltsangabe

Im 18. und 19. Jahrhundert stieg in Russland der Holzverbrauch für den Schiffbau und die industrielle Entwicklung. Die Deutschen, sowohl aus Deutschland eingeladene als auch einheimische Russlanddeutsche, spielten eine wichtige Rolle bei der ausgewogenen Nutzung der Waldressourcen: Melchior Selger, Johann Valentin Mertsgunmer, Ferdinand Gabriel Fuckel, Karl-Ludwig Iwanowitsch Hablitz, Friedrich-Kasimir von Stein, Gustav Harf, Christian Friedrich Stephan, Philipp Franz Breitenbach, Nikolaus von der Wenge Graf Lambsdorff, Friedrich Christian Postels, Eduard Kern, Alexander Engelhardt. Johann Heinrich Cotta, Johann Schultz, Karl Türmer usw.

Der Finanzminister des Russischen Imperiums Georg Ludwig Daniel Graf Cancrin verfasste „Anleitungen für die Bewirtschaftung der Forstwirtschaft in Bergbaubetrieben des Uralkamms nach den Regeln der Forstwissenschaft und guten Bewirtschaftung“, die zur nachhaltigen Entwicklung der russischen Forstwirtschaft beitrugen.
Im 19. Jahrhundert wurde der Ersatz von Brennholz durch fossile Brennstoffe als unbedingter Vorteil für den technischen Fortschritt angesehen, deren Vorrat, insbesondere Kohle, sah man zu dieser Zeit im Vergleich zum bestehenden Bedarf dafür als unendlich.

1669 erließ der französische König Ludwig XIV. ein modernes Waldgesetz. Beeinflusst von Erkenntnissen und Erfahrungen seiner Reise nach Frankreich entwickelte Hans Carl von Carlowitz (*1645; †1714) in seinem 1713 erschienenen Werk „Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht“ das Konzept der forstlichen Nachhaltigkeit.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erließ Peter I.[3] eine Reihe von Dekreten, die dem Staat das Eigentum am Wald sicherten, was mit der Entwicklung des Schiffbaus verbunden war. 1703 wurde ein Dekret „Über eine Bestandsaufnahme der Wälder in allen Städten und Bezirken von großen Flüssen bis zu 50 Werst[4] und von kleinen Flüssen bis zu 20 Werst“ erlassen. In den in diesem Erlass beschriebenen Wäldern war das Fällen einer Reihe von Baumarten ohne staatliche Genehmigung verboten.

Ab 1722 wurde die Forstverwaltung dem St. Petersburger Admiralitätskollegium unterstellt, weil man für den Schiffsbau hochwertiges Holz benötigte. Gleichzeitig wurde der Waldmeisterdienst zur Kontrolle des Waldschutzes geschaffen und eine Forstgesetzgebung erlassen.

Auf Erlass von Peter I. wurden drei berühmte deutsche Förster nach Russland eingeladen: Melchior Selger, Johann Valentin Mertsgunmer und Ferdinand Gabriel Fuckel (*1700; †1752). In den ersten Jahren fanden sie im Gouvernement Kasan geeignete Orte für den „Anbau junger Eichen“ für den Schiffbau. Johann Mertsgunmer kehrte 1734 nach Deutschland zurück, während Selger 1742 in Kasan verstarb. Ferdinand Fuckel wurde am Admiralitätskollegium zurückgelassen und „Forstmeister von ihr und seiner kaiserlichen Majestät“ genannt. Ihm ist es zu verdanken, dass Russland das erste Lehrbuch über Waldbewirtschaftung „Bericht über die nordrussischen Wälder nebst Anmerkungen über deren Pflege“ und ein einzigartiges Reservat – den   Lindulovskaya-Lärchenschiffhain[5] zwischen St. Petersburg und Wyborg erhielt. Das Spektrum der Aufgaben von Ferdinand Gabriel Fuckel war unglaublich breit. Statt 4 Jahren diente er Russland 25 Jahre lang.

1798 gründete Paul I.[6] die Forstverwaltung, die später dem Finanzministerium angegliedert wurde. Karl-Ludwig Iwanowitsch Hablitz (*1752; †1821) wurde zum Oberdirektor der Staatsforste (1803–1811) ernannt. Unter seiner aktiven Beteiligung wurde die erste Waldcharta in der Geschichte Russlands entwickelt und von Alexander I. genehmigt. Als Leiter der Forstabteilung beteiligte sich Hablitz aktiv an der Umsetzung der Anforderungen der neuen Forstcharta zur Einrichtung von Schulen an geeigneten Orten für die Ausbildung von Forstfachleuten.

Am 19. Mai 1803 genehmigte Imperator Alexander I. die unter Beteiligung von Hablitz erarbeitete Verordnung über die Errichtung der „Praktischen Forstschule“. Nach dem Vorbild deutscher „praktischer Schulen“ wurden die ersten Forstschulen in Zarskoje Selo (1803) und in der Stadt Kozelsk in der Provinz Kaluga (1805) eröffnet.

Der erste Direktor der Praktischen Forstschule in Zarskoje Selo vor ihrer Verlegung nach St. Petersburg am 15. Januar 1811 war der kurländische[7] Adlige und Hofrat[8] Friedrich-Kasimir von Stein (*1750; † nach 1811). Er verfasste „Vorschriften für die Einrichtung einer praktischen Forstschule in Zarskoje Selo“ und war der Begründer der Forstausbildung in Russland. 1811 trat von Stein krankheitsbedingt von seinem Amt als Direktor der Schule zurück. Es gab zwei Abgänge: 1807 – 8 Absolventen; 1810 – 11 Absolventen. Von diesen nur einer, Gustav Harf, schloss sein Studium als gelehrter Forstmeister, der dem Rang eines Gouvernementssekretärs[9] entsprach, ab; die übrigen wurden als Landvermesser entlassen.

1811wurde Christian Friedrich Stephan (*1757; †1814) zum Direktor des neu gegründeten Praktischen Forstinstituts ernannt und behielt diese Position bis zu seinem Lebensende. Er war Botaniker, Militärarzt, Professor für Chemie und Botanik an der Medizinisch-Chirurgischen Akademie in Moskau und St. Petersburg. Sein ganzes Leben lang erforschte Stephan fleißig die Flora Russlands und war einer der ersten, der die Vegetation der Moskauer Umgebung untersuchte. Er beschäftigte sich intensiv mit der Taxonomie von Pflanzen und verdiente dadurch die europaweite Anerkennung. Er sammelte drei riesige Herbarien. Eines davon befand sich im Berliner Königlichen Museum, das andere Herbarium verblieb in Moskau. Das dritte wurde nach Stephans Tod zusammen mit einem Teil seiner Bibliothek vom Kaiserlichen Botanischen Garten in St. Petersburg erworben.

Während der Amtszeit von Christian Friedrich Stephan erhielt die Bildungseinrichtung zunächst den deutschen Namen – St. Petersburger Forstinstitut, und ab 1813, als ihr die aus Kozelsk verlegte Forstschule angegliedert wurde, – St. Petersburger Praktisches Forstinstitut[10]. Auf dem Lehrplan stand neben orthodoxer Theologie, Naturwissenschaften und Spezialfächern auch die deutsche Sprache. Im Laufe der Zeit änderte sich der Name dieser Hochschule. Unter Iwan Gawrilowitsch Woinjukow, der ein zweijähriges Praktikum an der Forstlichen Hochschule Tharandt absolvierte, wurde das Institut kurzzeitig in die St. Petersburger Forstakademie[11] (1863–1865) umgewandelt. Dann folgten die Namen: St. Petersburger Forstinstitut[12] und Imperiales (Kaiserliches) Forstinstitut[13] (1903–1917).

Von 1815 bis 1821 hatte Paul (Iwanowitsch) Meder das Direktorenamt des Forstinstituts inne.

Der vierte Direktor des Forstinstituts von 1821 bis 1837 war Philipp Franz Breitenbach (*1770; †1845). Er wurde in Mainz geboren und studierte an den Universitäten Erfurt, Mainz und Göttingen. Am 22. Oktober 1811 wurde er als ordentlicher Professor für Technologie an die Kaiserliche Universität in Kasan berufen. 1845 verstarb Breitenbach in St. Petersburg.

Nikolaus von der Wenge Graf Lambsdorff (*1804; †1877) war von 1837 bis 1843 Direktor des Forstinstituts. Sein Vater Gustav Matthias Jakob Freiherr von der Wenge Graf Lambsdorff (*1745; †1828) war der Erzieher des späteren Imperators Nikolaus I.[14] Besonderes Augenmerk legte Lambsdorff auf die Verbesserung der Bildungsprogramme des Instituts. Am 13. Februar 1843 wurde er zum Vizedirektor der Forstabteilung des Finanzministeriums des Russischen Imperiums und am 20. März 1852 zu deren Direktor ernannt.

Von 1843 bis 1858 wurde das Forstinstitut von Egor (Petrowitsch) Schwengelm (*1798; †1857) geleitetet.

Egor Andrejewitsch Peterson (*1810; †1888) studierte am St. Petersburger Praktischen Forstinstitut, wo er 1829 seinen Abschluss machte. Nach Abschluss dieser Ausbildung wurde er als Lehrer zurückgelassen und zum Reserveförster beim Ministerium für Staatseigentum ernannt. 1831 wurde er nach Deutschland geschickt, um seine Fähigkeiten in der Forstwirtschaft zu verbessern, und 1834 wurde er dem preußischen Ministerium zugewiesen, „um die Dendrometrie[15]-Kommissionen in Ostpreußen zu beobachten“. 1835, nach seiner Rückkehr von der Geschäftsreise ins Ausland wurde Peterson zum wissenschaftlichen Förster und Professor für Forstwissenschaften an der Lehrforstwirtschaft Lisino[16] ernannt. 1840 wurde er zum Mitglied des Komitees zur Ausarbeitung einer neuen „Waldcharta“ und 1841 zum wissenschaftlichen Förster im 3. Departement des Ministeriums für Staatseigentum ernannt. 1843, mit der Eröffnung der Forstabteilung im Ministerium für Staatseigentum, Egor Peterson übernahm die Stelle des Leiters der Abteilung für den Anbau von Wäldern und die Aufrechterhaltung einer ordnungsgemäßen Forstwirtschaft. Gedächtnis. Er war ein unverzichtbarer Berater in technischen Fragen der Forstwirtschaft.

Friedrich Christian Postels (*1832; †1892) war von 1874 bis 1881 Direktor des St. Petersburger Forstinstituts. Sein Vater war Johann Gustav Postels (*1801; †1871), Professor am Lehrstuhl für Mineralogie und Geognosie der Universität St. Petersburg. 1849 absolvierte Friedrich das 2. St. Petersburger Gymnasium und trat in die Kaiserliche St. Petersburger Universität ein, wo er 1854 als Kandidat die Fakultät für Physik und Mathematik abschloss.
Zunächst arbeitete Postels als Mathematiklehrer, dann als Inspektor der St. Petersburger Gymnasien. 1874 wurde Postels zum Direktor des St. Petersburger Forstinstituts berufen. Seine Lehrerfahrung half ihm, die Sympathie von Studenten zu gewinnen.

Geheimrat[17], Professor und Doktor der Agrarwissenschaften Eduard Eduardowitsch Kern (1855 – 1938) war von 1899 bis 1905 Direktor des St. Petersburger Forstinstituts. Er war Autor von Artikeln zu verschiedenen Themen: Aufforstung, Landgewinnung, Dendrologie, Geschichte der Forstgesellschaft usw. Insgesamt verfasste Kerm 235 wissenschaftliche Abhandlungen. Er war mit auch Lew Tolstoi[18] befreundet. Kern half dem Schriftsteller bei der Verbesserung seines Nachlasses.

In den Jahren 1836-1837 wurden die Gebäude unter der Leitung des Architekten Konstantin Thon[19] (*1794; †1881) rekonstruiert.
Ab 1863 befand sich in den Gebäuden des Forstlichen Instituts das Landwirtschaftliche Institut, das weiterhin spezielle forstwirtschaftliche Fächer lehrte. Das von Professor Alexander Nikolajewitsch Engelhardt (*1832; †1893) geschaffene Chemielabor, in dem 50-100 Auszubildende gleichzeitig studieren konnten, wurde zu einem der besten in Europa und entwickelte sich zu einem der besten in Europa. Engelhardt war einer der Begründer der Agrochemie in Russland.
Mit der Industrialisierung und einem zunehmenden Ausmaß der Entwaldung nahm die Waldfläche in Russland ab, ebenso wie der Anteil der Urwälder und das Durchschnittsalter der Baumbestände. Neben Baumaterialien wurden aus Holz auch Brennholz und Holzkohle gewonnen. Die Produktion der Demidov-Eisengießerei[20] wuchs auf Holzkohle. Russische Metallurgieingenieure wie Wladimir Jefimowitsch Grum-Grschimailo (*1864; †1928) bevorzugten Holzkohle für die Verwendung in der Metallurgie.

Besonderes Augenmerk legte der russische Finanzminister Georg Ludwig Daniel Graf Cancrin (*1774; †1845) auf staatliche Wälder. Für Wälder, die dazu bestimmt sind, Bergbaubetriebe mit Holzmaterialien zu versorgen, hat er in deutscher Sprache „Anleitungen für die Bewirtschaftung der Forstwirtschaft in Bergbaubetrieben des Uralkamms nach den Regeln der Forstwissenschaft und guten Bewirtschaftung“ zusammengestellt. 1830 wurde die russische Übersetzung[21] veröffentlicht. Diese Anweisung sollte vorübergehend die Waldcharta ersetzen und als „Leitfaden für die Umsetzung bestehender Rechtsvorschriften“ in Situationen dienen, in denen es an Wald für industrielle und andere Zwecke mangelte. Tatsächlich war diese Anleitung für die damalige Zeit ein sehr gutes forstwirtschaftliches Lehrbuch. Unter Cancrin wurde die Aleshkovsky-Forstwirtschaft geschaffen, um die Ausbreitung des Aleshkovsky-Sands[22] – des größten Sandmassivs Europas – einzudämmen.

2

Denkmal für General Georg Ludwig Daniel Graf Cancrin im Dorf Lisino-Korpus 23

Die Entwicklung der Forstwirtschaft in Russland wurde weiterhin maßgeblich von deutschen Wissenschaftlern und Praktikern beeinflusst, wie zum Beispiel dem deutschen Forstwissenschaftler Johann Heinrich Cotta (*1763; † 1844). Er war einer der bedeutendsten Begründer der Forstwissenschaft und hat Weltgeltung erhalten. Johann Cotta kam nach Russland. Eines seiner Bücher, „Anweisung zur Forst-Einrichtung und Abschätzung“[24], wurde ins Russische übersetzt und veröffentlicht. 1844 wurde dem Autor des Buches von Nikolaus I. ein Staatsorden für Verdienste um die Forstwirtschaft verliehen.
Iwan (Johann) Iwanowitsch Schultz (*1777; †1862) wurde der Begründer der nachhaltigen Forstwirtschaft in den Bergbauwäldern des Urals. Seine vielseitige, langjährige (46 Jahre) und äußerst aktive Tätigkeit trug zur Einführung einer rationalisierten Waldbewirtschaftung im Ural und zur Verbesserung der Holzeinschlagstechnologie bei. Er ist Autor von mehr als 20 veröffentlichten Werken zur Forstwirtschaft und Forsttechnik.
Karl Türmer (*1824; †1900) war ein Forstmann, der als Pionier der nachhaltigen Forstwirtschaft hauptsächlich in Russland gewirkt hat. 1853 zog Türmer nach Russland. Auf dem Anwesen des Grafen Sergei Semjonowitsch Uwarow (*1786; †1855) „Porechye“, das im Bezirk Moschaisk des Gouvernements Moskau lag, leitete er die Forstwirtschaft und legte auf einer Fläche von etwa 3.000 Hektar künstliche Wälder an. 1862 übernahm er die Stelle des Forstverwalters auf dem Gut Muromtsevo im Gouvernement Wladimir. Im Laufe von 8 Jahren pflanzte er auf einer Fläche von 3052 Hektar Wälder, bestehend aus hochproduktiven Kulturen gemischter Nadelbaumarten. Erfolge wurden durch die Berücksichtigung natürlicher Gegebenheiten, eine gute Bodenvorbereitung, den Einsatz von hochwertigem Pflanzmaterial, die sorgfältige Einhaltung der Arbeitstechnik und systematische Pflanzpflegemaßnahmen erzielt. Den Waldbewirtschaftungsdaten von 1973–1974 zufolge umfasste der Anbau von K.F. Thürmer eine Fläche von 2920 Hektar in 750 Parzellen. Ihre Gesamtfläche wurde zum 1. Januar 1994 auf 1603,2 Hektar geschätzt.
Im 19. Jahrhundert wurde der Ersatz von Brennholz durch fossile Brennstoffe als unbedingter Vorteil für den technischen Fortschritt angesehen. Das Kohlevorkommen sah man zu dieser Zeit im Vergleich zum bestehenden Bedarf dafür als unendlich.

Tatiana Friesen
Diplom-Forstwirtin Tatiana Friesen
Ausbildungs- und Forschungszentrum ETHNOS e.V.
Graduate forest manager Tatiana FriesenTraining

and Research Center ETHNOS, registered association


Illustration: https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/1446783, the original is the property of the Institute for Newspaper Research (Institut für Zeitungsforschung) in Dortmund, Germany.

1. From 1839 to 1843, a currency reform was implemented in Russia under the leadership of Finance Minister Georg Ludwig Daniel Graf Cancrin (*1774; †1845). Silver standard was introduced; silver ruble was announced as the main means of payment. In 1843 the banknotes were replaced by state credit banknotes (“Bankerubeln” / bank rubles) from the State Commercial Bank; they could be exchanged for gold and silver. | Von 1839 bis 1843 wurde in Russland unter der Leitung des Finanzministers Georg Ludwig Daniel Graf Cancrin (*1774; †1845) eine Währungsreform umgesetzt. Silberstandard wurde eingeführt; Silberner Rubel wurde als Hauptzahlungsmittel angekündigt. 1843 wurden die Banknoten durch Staatskreditbanknoten („Bankerubeln“ / Bankrubel) der Staatskommerzbank ersetzt; sie konnten gegen Gold und Silber eingetauscht werden.

[2] 1 Faden  ≈ 4 Kubikmeter. | 1 faden (German) ≈ 4 cubic meters.

[3] Peter I., der Große (1672; † 1725) war von 1682 bis 1721 Zar und Großfürst von Russland und von 1721 bis 1725 der erste Imperator (Kaiser) des Russischen Reiches.

[4] Die Werst war eine Maßeinheit für die Länge in Russland, die 1,068 Kilometer entsprach.

[5] Lindulovskaya-Lärchenschiffhain ist ein staatliches botanisches Naturreservat. Das Hotel liegt im Bezirk Wyborg der Region Leningrad in der Nähe des Dorfes Roshchino. Die Fläche des Reservats beträgt 986 Hektar.

[6] Paul I. (*1754; † 1801) war 1762 bis 1773 Herzog von Holstein-Gottorf und von 1796 bis 1801 Imperator (Kaiser) von Russland, außerdem von 1799 bis 1801 Großmeister des Malteserordens. Er gehörte dem Haus Romanow-Holstein-Gottorp an.

[7] Das Herzogtum Kurland und Semgallen war ein Staat im Baltikum, das von 1561 bis 1795 existierte. Durch die Dritte Teilung Polens wurde das Herzogtum vom Russischen Reich annektiert. Sein Territorium gehört heute zu Lettland.

[8] Die Rangtabelle gliederte im Russischen Imperium die Laufbahnen in der Staatsverwaltung in 14 Rangklassen. Der Rang des Hofrats entsprach der 7. Klasse.

[9] S. Referenz 12. Der Rang des Gouvernementssekretärs entsprach der 12. Klasse.

[10] Санкт-Петербургский практический лесной институт [Sankt-Peterburgskiy prakticheskiy lesnoy institut].

[11] Санкт-Петербургская лесная академия [Sankt-Peterburgskaya lesnaya akademiya].

[12] Санкт-Петербургский лесной институт [Sankt-Peterburgskiy lesnoy institut].

[13] Императорский лесной институт [Imperatorskiy lesnoy institut].

[14] Nikolaus I. (*1796; †) aus dem Haus Romanow-Holstein-Gottorp war zwischen 1825 und 1855 Imperator von Russland.

[15] Die Dendrometrie (griechisch: dendron „Baum“, metron „Maß“) ist die Vermessung von Bäumen, die in der Forstwirtschaft eingesetzt wird und hat zum Ziel, den Stand und die Veränderung des Wachstums von Einzelbäumen sowie von Baumpopulationen zu dokumentieren.

[16] Lisino ist heute ein Dorf im Bezirk Tosnenskij in der Region Leningrad.

[17] S. Referenz 12. Der Rang des Geheimen Rates entsprach der 3. Klasse.

[18] Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi (*1828; †1910) war ein weltberühmter russischer Schriftsteller.

[19] Unter der Leitung von Konstantin Thon wurde die monumentale Hauptkirche Russlands, die Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau errichtet. Konstantin Thon konzipierte diese Kathedrale in dem von ihm entwickelten „russisch-byzantinischen Stil“, der untrennbar mit der ideologisierten Vorstellung des Russischen Imperiums als politischem und konfessionellem Nachfolger des Byzantinischen (Oströmischen) Reiches verbunden war.

[20] Nikita Demidow (*1656; †1725) war ein russischer Industrieller aus zentralrussischer Stadt Tula und der Begründer der erfolgreichen Industriellen-Familie der Demidows. 1699 ließ die russische Regierung in Newjansk bei Jekaterinburg unter seiner Leitung die erste Eisengießerei im Ural errichten.

[21] Инструкция об управлении лесной частью на горных заводах хребта Уральского, по правилам лесной науки и доброго хозяйства [Instruktsiya ob upravlenii lesnoy chast’yu na gornykh zavodakh khrebta Ural’skogo, po pravilam lesnoy nauki i dobrogo khozyaystva].

[22] Die Oleschky-Sande sind eine 161 km² große Halbwüste und mit einem Durchmesser von 30 km die größte Sandfläche der Ukraine. Ihren Namen erhielt die Wüste von der nahe gelegenen Stadt Oleschky.

[23] Author: Gandy; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Monument_to_Kankrin_by_Lisino-Korpus.JPG.

[24] Heinrich Cotta: Anweisung zur Forst-Einrichtung und Abschätzung. Dresden 1820.